Zeichen – ein Fragment.

Die Dinge sind jetzt sehr viel klarer.
Was auch immer es ist, es ist jetzt sehr viel näher. Und sehr viel klarer zu erkennen für die, die die Zeichen deuten können. Aber dass ich die Zeichen zu deuten verstehe, ist auch kein großer Trost.
Wahrscheinlich wäre es besser, ich wäre ignorant wie alle anderen und wüsste nicht, was da auf uns zukommt. Aber andererseits sind die Zeichen nicht zu übersehen. Obwohl man sich wundert, was die Leute alles übersehen können, wenn es nicht in ihr Weltbild passt.
Und es war schon lange da, nicht wirklich da, aber doch nahe, direkt unter der Oberfläche wie dieser schwarze Tentakel von diesem Ding so nahe unter der Oberfläche des Wassers, dass man ihn sehen konnte. Wie ich ihn gesehen habe. Und nicht nur gesehen, auch berührt. Berührt, gefühlt, gespürt, empfunden.
Das ist augenscheinlicher Unsinn? Augenscheinlich ist gut. Augenscheinlich brauchen wir. Traut euren Augen! Seht hin, und seht genau hin, denn das, was ihr seht, ist wirklich. Ihr werdet es mit euren eigenen Augen sehen, wenn ihr denn hinseht. Und sagt nicht ‘Das kann nicht sein’. Denn wenn es nicht sein kann und ihr es seht, dann ist es.
Ich gebe zu, am Anfang war es weder stark noch deutlich und leicht zu übersehen. Zuerst wurde es nur langsam stärker. Aber jetzt kommt es schnell näher und wird schneller größer und schneller stärker und schneller schneller. Jetzt ist es so nahe und so dicht hinter allem, dass man es fast erfassen kann und es Wirkungen auslöst in der Wirklichkeit oder was davon noch übrig ist.
Die Dinge zerfallen zu Splittern. Und wie in Splittern von Spiegeln sieht man in ihnen manchmal das, was ist. Und manchmal sieht man Dinge in ihnen, die nicht wirklich sind. Oder doch, aber nicht hier. Oder nicht ganz hier. Aber wirklich.
Und jetzt sind die Zeichen deutlich. Weil die Wände bluten. Und das Licht manchmal in der Mitte des Raumes hängen bleibt und nicht weiterkommt. Und Berge aus Wasser in der Wüste stehen. Und die Flammen manchmal so kalt sind, dass sich Reif bildet um das Feuer. Und es Worte dafür gibt, aber keine, die ein Mensch je aussprechen wird.

Dieses faszinierende historische Dokument wurde erst vor kurzem aufgefunden. Es lässt uns ahnen, wie jene Erscheinungen, mit denen wir heute alle vertraut sind, damals auf die Menschen gewirkt haben müssen, die zum ersten Mal mit ihnen konfrontiert wurden.

© P. Warmann